Habe diesen Eintrag gestern Nacht bis um 5Uhr geschrieben, aber dann vergessen ihn auch zu veröffentlichen....
Hallo liebe Interessierten.
Leider bleibt mir hier die Zeit aus zu schreiben und meine Erlebnisse hier überhäufen sich maßlos. Es haben sich schon verschiedene Entwicklungen durchgemacht von denen ich auch erst mehr schreiben möchte, wenn ich mir mehr darüber im Klaren bin.
Anstatt jetzt aber die Erlebnisse der letzten 3 Wochen hier immer weiter vor mir herzuschieben, schreibe ich einfach mal über die letzten 2 Tage.
Also Dienstag:
Ich glaube ich bin so gegen 10-11 Uhr aufgewacht. In der Nacht zuvor habe ich mit 3 Freundinnen hier noch bis 2-3 Uhr Musik gemacht und ihnen vorher das Haus gezeigt. Ich bin von dieser Stätte hier wirklich sehr begeistert und möchte es mit den Menschen teilen und im Falle einer Übergabe an eine Stiftung Interesse und Unterstützung auch durch eine jüngere Klasse sichern. So haben mich heute hier noch 4 weitere Freunde besucht.
Jedenfalls, es war morgens und die Sonne kam gerade mal raus.
Perfekt um mal wieder laufen zu gehen. Parkour ist eigentlich das, was ich gerne mache. Aber dieser Sommer ist ziemlich feucht und daher die Gefahr auszurutschen groß.
So gehe ich erstmal nur joggen, mache verschiedene Dehn-, Kraft und Balancierübungen. Meistens, so wie am Dienstag, fängt es dann auch schon wieder an zu regnen oder ich weiß, dass ich nicht so lange weg bleiben kann, weil Mary gleich schon Hilfe braucht.
Meistens trifft sich beides zusammen.
Als ich am Dienstag los zum Joggen bin, habe ich Mary in der Küche begrüßt, die gerade mit der Birgit den ganzen Honig in Gläser abgefüllt hat. Eigentlich hätte das auch Mathew gemacht, der sich um die Bienenvölker kümmert, aber der Raum, in dem geschleudert wird und der Honig abgefüllt wird, war voll mit Wespen. Da die Enkelin von Mary viel Zeug in dem Raum abgestellt hat, was sie zu ihrem bevorstehenden Umzug abholen wollte, aber keine Wespen mag, hat die Mary das schnell in die Hand genommen.
Das nur mal so als Beispiel, was hier so läuft.
Danach in der Außendusche geduscht und mit Gabi und Mary zu Mittag gegessen. Das gibt es hier meist zwischen 12-13 Uhr. Gabi kommt montags und dienstags, hilft beim Kochen, kommt aber eigtl. um mit Mary Kunst zu machen. Am Dienstag gab's Bratkartoffeln mit Pilzen aus dem Garten (hier wachsen Dutzende und es gibt immer andere. Oft sammele ich welche, die groß sind, zeige sie Mary und erfahre alles über Name, Geschmack, Essbarkeit...(wir hatten schon Steinpilze, Maronen, Anischampignons,... ich kann mich nicht mehr an alle erinnern))(einer davon hieß Perlenpilz mein ich), verschiedenem Salat aus ihrem Gemüsegarten (Mary ist ausgezogen und hat im Nachbardorf eine Wohnung mit großer Gemüsespirale. Die Kartoffeln waren auch daraus. Einiges hier an Essen ist aus eigenem Anbau),
Danach habe ich für Mary im Internet nach ein paar Sachen recherchiert, zusammengestellt und ausgedruckt. Sobald das Wetter mal ein bisschen Sonne durchließ, oder auch nur der Regen stoppte, wollte ich einmal die Lackierung meiner Lampe meines Circus-Wagens verbessern.
Eigentlich sollte ich ja den toten Feigenbaum vor meinem Trailer wieder neu bunt färben, aber der war einfach noch viel zu nass.
Eine weitere Aufgabe ist es, dass Kürbisfeld von Brennesseln zu befreien. Die wachsen dort sehr dicht bis zu 3 Meter hoch. Das Problem ist, wenn ich die Brennesseln rausschneide, dass sie die Kürbisblätter und Zweige an denen verankert haben und an ihnen hochgewachsen sind. Ziehe ich die Brennesseln raus, so liegen die hohlen, haarigen Zweige wie geknickte Strohhalme auf dem Boden. Dadurch, dass sie durchknicken, werden die Blätter nicht mehr richtig versorgt und die Schnecken befallen sie sofort. Netterweise waren die nämlich vorher nur auf den Brennesseln. Also irgendwo hatte ich das Gefühl, dass ich mit meinem Eingriff mehr zerstöre und dass die Pflanzen so schon mit den Tieren in Symbiose leben.
Also hatte ich meine Arbeit bisher eingestellt, aber da Mary mit den Kürbissen Kunst vor hat und sie in die Haut Wörter/ Gedichte einritzen will, die dann vernarben, muss ich die Kürbisse frei von den Brennesslen legen. Dazu habe ich mir dann Bambus abgeschnitten, der Astgabelungen hat, sodass wenn ich Brennesseln entferne, der die Zweige vom Kürbis abstützen kann. Ich war gerade dabei weiteren Bambus zurecht zu schneiden, da kam Bert aus Holland auf mich zu. Eine Frau, er kennt sie nicht, braucht mich. Bert ist der Bert, von dem das Wort Berten kommt. Er will vlt. u.A. auch hier ein paar Dächer reparieren. Zum Beispiel tropft es ein klitzekleines bisschen auch an einer Stelle in meinem Zirkuswagen.
Die Frau, Annette, aus New York, fragte nach Internet. Mary hat damit nichts am Hut und ich gab ihr das WLAN-Passwort.
Ich mag jetzt nicht ihr genaues Projekt hier verraten, aber es geht um weise Frauen und sie wollte ein Interview mit Mary machen.
Was später kam dann auch ihr Toningenieur und ich organisierte Abendessen mit allerhand.
Danach dann der Abwasch und dann war es auch schon wieder um die 20 Uhr.
Puh es ist einfach kaum möglich die Fülle von Kleinigkeiten wider zu geben, die dann auch die Zeit so füllen.
Ich habe ihnen gesagt, dass ich ein Campfire draußen machen werde und sie wollten ein Feuerwerk machen.
Ich mache mein Feuer, genieße den Anblick (ich kann gerne stundenlang ins Feuer schauen, aber ich mag keine 10 Minuten mehr vor dem Bildschirm sitzen) und reflektiere.
Es ist 22 Uhr, 23 Uhr fast 24 Uhr... ich höre nichts von den beiden. Ich gehe ins Haus, wo sie angestrengt vor ihren Macs sitzen.
Ich erinnere mich daran, wie schrecklich es ist, wenn man an Filmen arbeitet und deren Organisation und das alles am Computer.
Ich erinnere sie an die Uhrzeit und sie trennen sich von ihren Kisten.
Dann am Lagerfeuer erfuhr ich mehr über ihr Projekt, über sie und sie über mich. Sie sagten, dass dieser Ort hier doch perfekt für Vagabunden wäre. Leute, die von zu Hause ausreißen, weil sie das System nicht mehr unterstützen wollen.
Wir saßen da noch bis halb 2 so.
Am nächsten morgen beim Frühstück sagte mir Diego, der Toningenieur, dass ich doch als Reisender wie ein Enzym sei, dass durch den ganzen Körper Informationen trägt und weitergibt.
Es kam eine Frau von einer Stiftung, die Mary's Künstlerhaus in ihre Hände nehmen würde.
Darauf erzählte mir Anette von ihrem Husband, der in Thailand eine Foundation gegründet hat: The Land, wo ich auch hingehen könnte. Es handelt sich dabei wohl auch um eine Mischung aus Ökodorf und nachhaltiger Landwirtschaft, wo Menschen und Künstler hinkommen können, dort umsonst leben können und einfach in der Landwirtschaft oder bei anderen Aufgaben helfen. So ähnlich was ich hier mache, nur halt in Thailand.
Während Mary mit der Frau von der Stiftung sprach, half ich den beiden bei der Raumauswahl und dem Lichtsetup fürs Interview....
Ich versuchte meine Arbeit bei den Kürbissen fortzuführen wurde aber unterbochen von Kaffee & Kuchen und Nachmittagsbrot. Und wieder spülen.
Und dies und das. Dann haben mich Salim um ca 18 Uhr, dann Mara später und noch später Sakander und Riko besucht. Denen ich auch wieder die ganze Wohnung, Instrumente und Garten gezeigt habe, gequatscht haben und den Abend mit einem Feuer ausklingen ließen.
Vor einer halben Stunde dann habe ich Anette und Diego verabschiedet, die jetzt von Düsseldorf nach Kopenhagen zu ihrem nächsten Interview fliegen und jetzt ist auch schon halb 5 in der Frühe.
Ich habe lange und viel geschrieben und doch nur wieder gerade mal das grobe Geschehen wiedergeben können.
Ich rede von sowas wie Mahlzeiten und ein paar grobe Tätigkeiten, aber was hier sonst alles noch passiert und ausgetauscht wird. Da ist zum Beispiel auch Mathew, der eine neue Königin in ein Bienenvolk verscuht zu integrieren, was ganz stark von Wespen befallen wird... Über den Honig kann ich noch schreiben, dass er jetzt recht dunkel ist, was bedeutet, dass die Bienen zum Spätherbst hin viel Nektar aus den Bäumen geholt haben.
Ich habe übrigens hier auch ein paar Marmeladen gemacht, die super ankommen. Darüber wollte ich auch was bringen.
und vieles vieles vieles womit ich noch gar nicht anfangen kann.
Ich bin geographisch fast noch zu Hause aber dennoch in einer anderen Welt hier.
Soweit erstmal. bin froh, dass ich zumindest etwas schonmal wieder schreiben konnte...
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Papandreas (Freitag, 12 August 2011 14:08)
Freue mich, dass Christoffer nach jahrelanger "PC-Abhängigkeit" (muss man heute als Jugendlicher wohl durch) jetzt im wahren Leben angekommen ist und nicht Theorie (Studium) sondern Praxis (viel wichtiger) lernt. Leider haben nur Wenige den Mut und die Gelegenheit. Auch ich war ja in Sorge, was aus ihm werden soll, wenn er nicht studiert. Leider gilt inzwischen: Studium heute = morgen Akademikerprekariat mit entsprechendem Frust.
Besser ist es heute sich viele allgemeine Kenntnisse anzueignen und Netzwerke mit gleichgesinnten Talenten aufzubauen um in der Gesellschaft von morgen Chancen zu finden.
Weiter gutes Gelingen.